Gitarrenunterricht
Komposition
Musikproduktion


Werner Kuschmierz

Tipps für den Kauf der ersten Gitarre – Teil 3


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Gitarrenhals, Griffbrett und Bundstäbe

Der Gitarrenhals und das Griffbrett sind zunächst auf Beschädigungen zu untersuchen. Der Halsfuß am Zargen (das ist der Klotz, der unter den Hals mit dem Zargen verbunden ist) muss einwandfrei mit Zargen und Hals verbunden sein. Bei verschraubten Hälsen (diese gibt es bei manchen Steelstrings und bei den meisten E-Gitarren) muss die Verbindung absolut passgenau sein!

liegende Gitarre

Zwischen Griffbrett und Decke darf kein Spalt sein. Lackrisse sind auch hier kritisch zu bewerten. Ausnahme sind Gitarren, bei denen das Griffbrett über der Decke "schwebt".

Die Griffbrettkanten sind auf saubere Verarbeitung zu untersuchen. Hier dürfen die Bundstäbe nicht über das Griffbrett seitlich hinaus ragen, sonst besteht unter Umständen Verletzungsgefahr!

Haben die Bundstäbe Kerben und Kratzer, oder sind sie durch häufigen Gebrauch der Gitarre an einigen Stellen "eingedrückt", sollte unbedingt jemand fachkundiges hinzu gezogen werden.

Durch ungünstige klimatische Bedingungen können sich die Bundstäbe quasi aus dem Griffbrett herausarbeiten. Das geschieht durch das wiederholte Aufquellen in feuchter Umgebung und durch darauf folgende Trocknung des Griffbretts. Es entsteht dann eine kleine Spalte zwischen Griffbrett und Bundstab. Das Bundstäbchen liegt also komplett oder stellenweise nicht auf dem Griffbrett auf.

Möglicherweise kann man das reparieren, es ist aber unbedingt davon abzuraten eine solche Gitarre zu kaufen. Eine Reparatur ist in diesem Fall eher eine Restauration und kostet viel Geld, ist also nur etwas für besondere und wertvolle Gitarren.

Das Griffbrett selbst sollte keine besonderen Abnutzungserscheinungen (z.B. Vertiefungen respektive Mulden) haben und sauber sein. Ist eine Gitarre viel gespielt worden, lagern sich Hautpartikel in Verbindung mit getrocknetem Fingerschweiß ab. Das sollte vor dem Kauf unbedingt gereinigt werden.

Ein Kontrollblick von der Unterseite der Gitarre her, an der Decke über den Steg quasi am Griffbrett entlang in Richtung Sattel, zeigt einem ob der Hals in sich verdreht ist. Ein solcher Hals ist nicht funktionsfähig.

Ein weiterer Test um die korrekte Einstellung des Halses zu prüfen ist es den ersten und den zwölften Bund der tiefen E-Saite gleichzeitig herunterzudrücken (kann man nur mit beiden Händen ausführen) und dabei nachzuschauen, ob am fünften Bund und der Saite ein wenig Zwischenraum ist und die Saite nicht(!) aufliegt.

Der Hals muss also, von der Seite her betrachtet, einen leichten, minimalen Bogen bilden. Sollten die Saiten bei diesem Test aufliegen, dann ist der Hals nicht richtig eingestellt. Bei Gitarren mit innen liegendem Halsstab kann man dies in der Regel leicht korrigieren. Bei Gitarren ohne Halsstab ist es eine aufwendige Reparatur und lohnt sich normalerweise nicht.

Die Oktavreinheit

Oktavreinheit bedeutet, dass eine angeschlagene leere Saite in der halben Frequenz klingt wie die selbe Saite, wenn sie genau in der Hälfte (12. Bund) abgegriffen und gespielt wird.

Bundreinheit bedeutet, dass die Bünde, wenn in ihnen gegriffen wird möglichst genau der dementsprechende Ton klingt bzw., dass demgemäß die Saite in der richtigen Frequenz schwingt. Dabei kommt es darauf an, dass die Bünde im richtigen Verhältnis zueinander auf dem Griffbrett angebracht sind.
Bei den heutigen Fertigungsmethoden ist es sehr selten, dass eine Gitarre nicht Bundrein ist.

Für den unerfahrenen Gitarrenspieler ist der Test der Oktavreinheit, manche sagen dazu fälschlicherweise Bundreinheit, nicht so einfach.
Man muss als Spieler der Erzeugung eines Flageolett-Tones fähig sein und ein gutes Gehör oder ein Stimmgerät haben.

Wenn man auf einer Saite einen Flageolett-Ton erzeugt (das ist genau über dem zwölften Bund) und dann die Saite am zwölften Bund abgreift und einen Ton hervorruft, dann müssen die Töne genau in der gleichen Frequenz klingen. Dabei muss die Saite sauber gegriffen, also die Saite dabei nicht verzogen werden.

Man kann das mit einem guten Gehör oder mit einem Stimmgerät überprüfen.
Wenn eine Gitarre nicht oktavrein ist, dann sollte sich ein Gitarrenbauer die Gitarren anschauen ob das zu korrigieren ist.
Meist ist es ein relativ kleiner Eingriff, aber manchmal, besonders bei preisgünstigen Gitarren, ein Fertigungsfehler und die Gitarre dann unbrauchbar.

Wer sich damit beschäftigen möchte um selbst Gitarren testen zu können, dem sei empfohlen die Worte "Bundreinheit", "Oktavreinheit" sowie "Flageolett" zu googeln und bei YouTube einzugeben.

Man findet recht schnell umfangreiche Anleitungen und Erklärungen dazu in deutscher Sprache.

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