Gitarrenunterricht
Komposition
Musikproduktion


Werner Kuschmierz

Welcher Gitarrenunterricht ist der richtige für mich? - Teil 2.

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Musikschule oder Privatunterricht

Die entscheidenden Vorteile im Vergleich zu den vorher beschriebenen Unterrichtsmöglichkeiten zum Gitarrenunterricht an einer Musikschule oder einem privaten Gitarrenlehrer, sind die Regelmäßigkeit des Gitarrenunterrichts und vor allem, der direkte Kontakt zum Lehrer.

Die individuelle Förderung ist hier besonders im Einzelunterricht optimal. Der Gitarrenlehrer kann mit dem bzw. auf den Gitarrenschüler den Unterricht genau abstimmen. Motivierende Worte finden wenn es mal nicht so gut klappt oder den Gitarrenschüler darauf hinweisen das alles sein Zeit braucht, wenn er mit sich selbst ungeduldig ist. Ihm immer wieder seine Stärken glaubhaft vor Augen führen um sein Selbstvertrauen zu festigen. Der persönliche Kontakt ist hier, im positiven wie im negativen Sinne, besonders Emotional.

Durch den normalerweise wöchentlich stattfindenden Gitarrenunterricht bei dieser Unterrichtsform bleibt der Schüler bei der Sache, auch wenn mal nicht so viel Zeit zum üben ist. So wird wenigstens einmal die Woche geprobt.

Gitarre spielen

Städtische Musikschulen stellen immer qualifizierte Gitarrenlehrer an. Das heißt, diese Gitarrenlehrer haben mindestens ein Instrumentalstudium und⁄oder ein instrumental-pädagogisches Studium an einer Hochschule absolviert. Bei privaten Musikschulen und privaten Gitarrenlehrern sollte man sich erkundigen...
Die Gitarre sollte auch das Hauptinstrument des Musiklehrers sein. Leider ist das nicht immer gewährleistet.

Es gibt natürlich auch gute Lehrer und Musiker die kein Studium abgeschlossen haben und auch einige Gitarrenlehrer die trotz Studium nicht unbedingt gute Pädagogen sind. Aber in einem entsprechendem Studium lernt man eben doch viele sinnvolle und nützliche Dinge die Gitarrenschülern einen Lernerfolg besser und vor allem, ergebnisoffener im Hinblick auf Stilistik sowie Spieltechnik ermöglichen.

Städtische Musikschulen können zusätzlich zum regulären Unterricht andere Angebote machen. Dazu gehören Möglichkeiten für den Schüler des Vorspiels, zusätzliche Unterrichtsangebote wie Harmonielehre, Gehörbildung, Ensemblespiel, Chor oder Orchesterteilnahme.
Private Musikschulen, wenn es nicht gerade teure Eliteschulen sind, können diese Angebote nicht oder in geringerem Umfang anbieten.

Durch die massive Kürzung öffentlicher Gelder in den letzten Jahren, stehen die städtischen Musikschulen allerdings stark unter finanziellem Druck so dass diese Angebote nur schwer und nur mit viel privaten Engagement der Musiklehrer (oft unbezahlt) aufrecht zu erhalten sind.

Die städtischen und auch manche private Musikschulen werden zwar noch staatlich gefördert, aber da Verwaltung, Räumlichkeiten, Leihinstrumente, Werbung usw. bezahlt werden müssen bleibt nicht mehr viel für den dort zumeist auf Honorarvertragsbasis freiberuflich arbeitenden Musiklehrer. Darunter leidet natürlich die Qualität des Unterrichts. Die Lehrer müssen sehr viel unterrichten um halbwegs über die Runden zu kommen und können sich mit Schülern die außerhalb der Routine mehr Aufmerksamkeit und eine adäquate Vorbereitung brauchen, nicht besonders beschäftigen.
Die persönlichen musikalischen Aktivitäten der Musiklehrer leiden auch sehr unter diesen Umständen oder finden erst gar nicht statt. Ein Musiklehrer der zumindest zeitweilig professionell als Musiker gearbeitet hat, kann natürlich auf einen anderen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Die oben beschrieben Zustände sind natürlich in den einzelnen Städten und Bundesländern sehr unterschiedlich. Auch hier sollte man sich gut erkundigen unter welchen Bedingungen die Musiklehrer arbeiten und ob die zusätzlichen Angebote wirklich von Qualität zeugen. Beispielsweise ist Gruppenunterricht für Gitarre unter 30 Minuten absolut sinnfrei und nur dafür gedacht den Musikschulen eine Bilanzaufbesserung zu bescheren.

Obwohl der Schüler einen ähnlichen Preis zahlt, bleibt für einem privaten Gitarrenlehrer mehr für die gegeben Stunde übrig. Dagegen ist das Geschäftsrisiko, also die wage Kalkulierbarkeit der Einnahmen für den privaten Gitarrenlehrer, je nach gewählter Zahlungs- und Terminmodalität, sehr viel höher. Daher auch die etwas höheren Preise.

Ein privater Gitarrenlehrer, vorausgesetzt er hat die entsprechende pädagogische Erfahrung, kann viel individuelleren und entspannten Gitarrenunterricht in persönlicher Atmosphäre geben. Vor allem für berufstätige Gitarrenschüler ist die meist mögliche, relativ freie Termingestaltung ein besonderer Vorteil.
Hier ist es auch möglich nur einige Stunden zu nehmen um zum Beispiel zu testen ob man mit dem Gitarrenlehrer überhaupt klar kommt und⁄oder auf Dauer wirklich Gitarre spielen möchte. Schüler die berufsbedingt immer wieder verreisen müssen, können mit den Modalitäten eine Musikschule nichts anfangen und sind bei einem Privatlehrer bestens aufgehoben.

Wie gesagt, tendenziell ist der Gitarrenunterricht bei einem privaten Lehrer etwas teurer als der an einer Musikschule. Dabei sollte man aber unbedingt nachrechnen und sich nicht durch einen scheinbar billigen Monatstarif täuschen lassen.

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Hintergründe und Beispiele.


Für gewöhnlich schließen Musikschulen mit ihren Kunden Halb- oder Ganzjahresverträge ab. In Ferien und an Feiertage fallt der Gitarrenunterricht aus, diese Tage werden aber durchgehend bezahlt. Es ist also in jedem Fall sinnvoll die tatsächlichen Unterrichtstunden (bitte auch die Dauer der Unterrichtsstunden, also Dauer in Minuten berücksichtigen) der gesamten Vertragslaufzeit zusammenzurechnen und den Betrag, der sich aus den gesamten Monatsbeiträgen ergibt durch die reale Anzahl der Unterrichtsstunden zu teilen. Meist stellt sich der Unterschied zu einem privaten Gitarrenlehrer in der Preisgestaltung als nicht mehr so prägnant heraus.

In dem Maße, wie man es sich leisten kann, sollte man mehr auf Qualitätsmerkmale als auf den Preis achten. Gitarrenunterricht ist immer eine Investition an Geduld, Geld und Zeit. Es nutzt nichts sich Monate lang an einem kostengünstigen Gitarrenunterricht zu binden, bei dem kaum auf den Schüler eingegangen werden kann und der Stoff nicht gut vermittelt wird. Das ist letztendlich teurer und sehr frustrierend.



Einzelunterricht oder Gruppenunterricht

Beide Unterrichtsformen werden von Musikschulen und privaten Gitarrenlehrern angeboten. Wobei der Gruppenunterricht bei Privatlehrern eher selten im Programm ist.

Die entscheidende Stärke des Einzelunterrichts ist die individuelle Förderung des Schülers. Termine zu finden ist hier wesentlich leichter als im Gruppenunterricht.

Das lernen in der Gruppe ist hat seine Vorteile besonders im Spaßfaktor. Das gemeinsame lernen kann beflügeln. In einer guten Gruppe unterstützen sich die Schüler.
Es können Stücke gespielt werden, bei denen mehrere Instrumente benötigt werden. Diese Unterrichtform fördert das soziale Miteinander und die bildet die Fähigkeit auf den anderen Musiker zu hören. Möglicherweise treffen sich die Schüler außerhalb des Unterrichts um gemeinsam zu üben. Schwierigkeiten werden kollektiv bewältigt.

Für den Gitarrenunterricht sollte die Gruppe möglich klein sein und nicht mehr als vier Schüler umfassen da in größeren Gruppen kaum auf den einzelnen Schüler eingegangen werden kann. Hingegen bei speziellen musikalischen Gruppen, beispielsweise einem Gitarrenensemble oder einer Band, können Gruppen deutlich größer sein.
Ausnahme ist hier der Gitarrenunterricht nach der "Suzuki-Methode". Diese besondere Methode ist speziell auf sehr junge Schüler ausgerichtet. Die Gruppen können sehr groß sein (an dieser Stelle gehe ich nicht weiter auf dieses Thema ein, da es Stoff für einen eigenen langen Artikel hergibt).

Meiner Meinung nach ist der Gruppenunterricht am besten für junge Anfänger geeignet. Unter anderem, weil Kinder das gemeinsame lernen von der Schule her kennen, das soziale Erleben für sie wichtig ist und nicht sie unbedingt gerne mit dem Lehrer alleine sind.
Der Gruppenunterricht ist erheblich preisgünstiger als der Einzelunterricht und der Lehrer verdient etwas mehr an der Stunde.

Beim Gruppenunterricht kann es zu Konkurrenzverhalten kommen. Da der Gitarrenlehrer sich nicht so intensiv mit dem Einzelnen befassen kann, kann sich sich dieses Verhalten negativ auf die Stimmung und auf den Lernfortschritt der gesamten Gruppe auswirken.

Insgesamt ist der Gruppenunterricht nicht so effektiv wie der Einzelunterricht. Die Geschwindigkeit in der die Gruppe lernt, ist langsamer, da sich das Tempo nach dem Schüler richtet, der gerade die meiste pädagogisch Aufmerksamkeit braucht.
Ist es immer der gleiche Schüler der besondere Förderung bedarf, wirkt sich das auf Dauer schlecht auf die Gruppendynamik und das Selbstbewusstsein des Schülers aus.

Nach meiner Erfahrung stellen sich die unterschiedlichen Fähigkeiten, bedingt durch ungleiche Vorbildung und die persönlichen Stärken und Schwächen, recht schnell heraus. Im Einzelunterricht kann der Lehrer viel effektiv darauf eingehen.

Gerade für Berufstätige oder Studierende für die viele andere Aufgaben im Leben anstehen, nicht immer regelmäßig geübt werden kann, Termine unter Umständen nicht eingehalten werden können aber andererseits in Zeiten, in denen der Freiraum für die Gitarre vorhanden ist, auch effektiv gearbeitet und nicht das Tempo eines anderen Schülers bremsen oder ein schlechtes Gewissen machen soll, ist der Einzelunterricht ein gute Wahl.

Die optimale Lernsituation ist die Kombination von Einzelunterricht und verschiedenen musikalischen Tätigkeiten in Gruppen.

Der Schüler sollte in den Gruppen Aufgaben bekommen, die seinen Möglichkeiten entsprechen. Dabei sollte er weder der beste (obwohl das sicher gut fürs Selbstbewusstsein wäre) noch der auffallend schlechteste Schüler sein. Ein unterschiedliches Spielniveau der Teilnehmer an einem musikalischen Projekt, ist unter der Voraussetzung, dass jeder seinen Part bewältigen kann, für alle ein sehr großer Gewinn.



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