Werner Kuschmierz
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Als Anfänger oder Elternteil eines Kindes das Gitarre spielen lernen möchte, ist es nicht leicht sich für eine bestimmte Form des Gitarrenunterrichts zu entscheiden und einen passenden Gitarrenlehrer zu finden. Gitarre lernen für Anfänger stellt nicht selten eine Überforderung dar. Selbst wenn in der Familie und im Freundeskreis Erfahrungen mit Musikunterricht existieren, sind diese oft so individuell, dass sie sich nicht ohne weiteres erfolgversprechend auf jeden Gitarrenschüler übertragen lassen.
In diesem Artikel versuche ich einen Überblick der jeweiligen Vor- und Nachteile sowie Entscheidungshilfen zu den unterschiedlichen Formen des Gitarrenunterrichts zu geben.
Das Gitarre lernen im Selbststudium bietet vor allem den Vorteil dafür kein Geld hinlegen zu müssen, Lern- als auch Übungsinhalte selbst entscheiden zu können und man braucht sich nicht mit der Meinung eines Lehrers auseinandersetzen...
Für manche Schüler ist es durchaus besser ohne Lehrer die Gitarre spielen zu lernen. Dazu können Schüler gehören, die traumatische Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Lernen und mit Lehrern gemacht haben.
Primär aber Gitarrenschüler, die schon mit musikalischen Erfahrungen aufwarten können (z.B. ein anderes Instrument), über ein entsprechendes Umfeld verfügen, sehr genaue Vorstellungen haben wo es hingehen soll, sich selbst um Möglichkeiten des Feedbacks mit entsprechender musikalischer Betätigung kümmern und nicht die Motivation durch einen wöchentlich stattfindenden Gitarrenunterricht und einen Gitarrenlehrer brauchen.
Um so Gitarre zu lernen brauchen die Schüler ein gewisses Alter. Kinder bis zu einem Alter von circa 10 Jahren sind normalerweise nicht in der Lage die Gitarre auf diese Weise selbständig zu lernen. Typischerweise geht das eher ab einem Alter von 14 Jahren aufwärts los.
Es gibt immer wieder Gitarristen, die, gerade weil sie sich alles selbst beigebracht haben, wundervoll Gitarre spielen. Oft haben diese Gitarristen einen besonderen Personalstil, sowohl in ihrer Spieltechnik als auch in ihrer musikalischen Ausdrucksweise, was sie hörbar unverwechselbar und einzigartig macht.
Allerdings sind solche Gitarristen selten! Vielmehr ist die Regel, dass Schüler an den ersten Versuchen die Gitarre selbst zu erlernen scheitern oder über ein bestimmtes Niveau nicht hinauskommen. Sehr oft kommt es bei Autodidakten zu spieltechnischen Gewohnheiten, die, wenn sie zu einem Problem werden, nur mit sehr (!) hohem Aufwand und viel Zeit verändert werden können. Damit gehen musikalische Vorstellungen des Schülers einher, die Aufgrund ungünstiger spieltechnischer Gewohnheiten unausgereift bleiben, nicht erfahren und somit nicht verbessert werden können.
Obwohl sehr viele Informationen durch das Internet und Bibliotheken verfügbar sind, ist die Wahl des Unterrichtmaterials am Anfang reine Glückssache und somit auch der Lernerfolg.
Nicht jede Gitarrenschule ist für jeden Schüler geeignet oder von hohem Wert. YouTube Videos bzw. Tutorials sind oft von schlechter Qualität oder sehr speziellen gitarristischen Themen gewidmet.
Bestimmte Stilistiken, insbesondere das erlernen der klassischen Gitarre, sind ohne Lehrer meiner Meinung nach nicht zu begreifen bzw. nur in Ansätzen erlernbar.
Online Gitarre zu lernen ist eine wunderbare Methode, wenn man weit entfernt von einem Gitarrenlehrer wohnt (zum Beispiel auf dem Land) oder wenn der Gitarrenlehrer von dem man unbedingt unterrichtet werden möchte, im wörtlichen Sinne, am anderen Ende der Welt wohnt.
Gitarrenlehrer bieten hier unterschiedlich kombinierte Konzepte für den Musikunterricht an.
Gitarrenunterricht mit Webcam (z.B. über Skype) kommt dem persönlichen Unterricht bei einem privaten Musiklehrer oder einem Gitarrenlehrer an einer Musikschule sehr nahe. Für Lehrer und Schüler gehen aber Feinheiten sowohl in den Bewegungsabläufen als auch musikalisch durch die technische Begrenzungen des Internets bzw. der Übertragung mit einer Webcam verloren. Der soziale Kontakt ist nicht vergleichbar mit dem eines "Face to Face" - Unterrichts.
Gitarrenlehrer und Schüler können nur einen Ausschnitt sehen, der nicht unbedingt das Wesentliche zeigt. Abläufe bei denen rechte und linke Hand im Zusammenspiel beobachtet werden sollten sind kaum mit einer Webcam darzustellen. Ton- und Bildqualität sind oft nicht optimal, da die Datenübertragung über das Internet nicht immer zuverlässig ist. Unter Umständen verbringt man die gesamte Unterrichtsstunde damit, eine funktionierende Verbindung herzustellen oder Schüler und Gitarrenlehrer müssen wegen einer gestörten Datenübertragung mehrfach wiederholen, was gespielt und gesagt worden ist.
Zusätzliche Angebote können von dem Gitarrenlehrer erstellte, in ihrem Niveau fortschreitende Lehrvideos sein. Mit denen kann sich der Schüler nach belieben, zu jeder Zeit und so häufig wie gewünscht, beschäftigen. Gitarrenlehrer die solche Videos anbieten geben den Unterricht meist etwas preisgünstiger an, da durch den Lehrstoff der über die Videos vermittelt wird, nicht ganz so viele Unterrichtsstunden nötig sind. Hier besteht aber das Risiko für den Schüler, nicht die rechtzeitige Korrektur durch den Lehrer zu erfahren.
Manche Lehrer bieten einen eMail-Support und⁄oder ein Forum für ihre Gitarrenschüler an, in dem sie sich mit dem Lehrer und den anderen Schülern austauschen können.
Für Kinder unter circa zehn Jahren erscheint mir diese Form des Unterrichts ungünstig. Je jünger die die Schüler sind desto wichtiger ist es für sie und ihrem Lernerfolg mit einem (leibhaftigen) Menschen sozial zu interagieren.
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