Werner Kuschmierz
Für Anfänger an der Gitarre die Unterricht nehmen wollen, stellt sich neben der Frage nach der Form des Gitarrenunterrichts (Gruppenunterricht, Einzelunterricht, Online-Unterricht, privater Gitarrenlehrer oder Unterricht an der Musikschule), immer die Frage, was es kostet beziehungsweise was ein angemessener Preis für Gitarrenunterricht ist.
Um der Antwort näher zu kommen muss der künftige Gitarrenschüler zunächst wissen welche Unterrichtsform er wählen möchte. Zu diesem Thema habe ich bereits hier geschrieben:
Formen des Gitarrenunterrichts
Einzelunterricht, Gruppenunterricht, Musikschule, Privatunterricht, Online Gitarrenunterricht oder autodidaktisches Gitarre lernen.
Der Preis ist von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig die eine pauschale Aussage schwer machen.
Ich versuche mit diesem Blogbeitrag anhand von Informationen und einigen Rechenbeispielen etwas Licht in diese Angelegenheit zu bringen.
Die Gestaltung des Preises hängt zum Beispiel von der schon erwähnten Form des Unterrichts ab ( je mehr Schüler daran teilnehmen desto billiger ist Gruppenunterricht im Vergleich zum Einzelunterricht), der Dauer der Stunde in Minuten, der Stadt beziehungsweise dem Bezirk in dem der Gitarrenunterricht gegeben wird (Einkommensverhältnisse), ob es Privatunterricht oder Gitarrenunterricht an einer Musikschule ist und der Qualifikation des Gitarrenlehrers.
Ein Lehrer der den Gitarrenunterricht nur als Nebenjob oder zur Aufbesserung seines Taschengeldes anbietet, kann den Preis dafür sehr billig halten.
Ein Gitarrenlehrer der den Unterricht als Hauptberuf anbietet, muss einen Betrag für seinen Gitarrenkurs nehmen, der es ihm ermöglicht seinen Lebensunterhalt und unter Umständen den Unterhalt seiner Familie damit zu bestreiten.
Lehrer die hauptberuflich arbeiten, haben in der Regel entsprechende Qualifikationen. Entweder ein instrumental-pädagogisches Studium und⁄oder haben lange Zeit als professioneller Musiker gearbeitet.
Es fallen für den Gitarrenlehrer beziehungsweise für die Musikschule Kosten wie die Raummiete, Verwaltungskosten, Werbung, Fahrgeld usw. an, die alle in die Preiskalkulation mit einfließen müssen.
Da die Gitarrenlehrer bei einer Musikschule in den meisten Fällen als Freiberufler auf Honorarvertragsbasis arbeiten, müssen sie sich genau wie der private Gitarrenlehrer selbst versichern. Also Krankenkasse, Rentenversicherung, Haftpflicht, Musikinstrumenten-Versicherung, usw..
Dazu kommen Ausgaben für Unterrichtsmaterial, Mehrwehrsteuer, Wartung beziehungsweise der Kauf von Instrumenten, Software, etc..
Die Zeiten in denen kein Geld eingenommen werden kann, wie zum Beispiel die Unterrichtsvorbereitung müssen mitfinanziert werden.
Daher ist auch bei allzu preisgünstigem Unterricht Vorsicht geboten, denn hier kann kaum Qualität angeboten werden. Entweder müssen die Gitarrenlehrer extrem viele Unterrichtsstunden geben und können sich demzufolge nur schlecht vorbereiten, keinen frischen Unterricht mit individuellen Lerninhalten anbieten, oder es handelt sich bei dem Gitarrenlehrer um jemanden der es als Nebenverdienst macht und bei dem Erfahrung und Qualifikation tendenziell nicht vorhanden sein dürften.
Wenn der Unterricht bei einer Musikschule sehr billig ist, liegt es mit großer Sicherheit daran, dass die Schule staatlich subventioniert wird. In diesem Falle kann der Unterricht durchaus von ausreichender Qualität sein.
Ein qualifizierter hauptberuflicher Gitarrenlehrer muss aus vorher genannten Gründen für eine Stunde die 60 Minuten dauert, mindestens(!) zwischen 35€ und 40€ erhalten. Das bedeutet für eine 45-minütige Unterrichtsstunde einen Betrag zwischen 26,25€ und 30€, und für eine 30-minütige Unterrichtsstunde einen Betrag zwischen 17,5€ und 20€. Das heißt aber keineswegs, dass Ihm dieser Betrag Netto zur Verfügung steht.
Bei freien Gitarrenlehrern wird Unterricht ab 20€ und bis zu 85€ (nach oben offen) für die Unterrichtseinheit (die unterschiedlich lang ist) angeboten. Hierbei gilt: je höher der Preis desto spezieller und qualitativer der Unterricht. Wenn ein Schüler von einem Hochschulprofessor für Gitarre oder einem namhaften Gitarristen unterrichtet werden möchte, kann das recht teuer werden.
Wer zwischen 30€ und 40€ für Einzelunterricht bei einem privaten Lehrer hinlegt, kann mit einem qualitativ guten Unterricht rechnen. Im Gruppenunterricht wird der einzelne Beitrag natürlich geringer. Allerdings sollte sich der künftige Gitarrenschüler über die Vor- und Nachteile von Einzel- und Gruppenunterricht im klaren sein.
Freie Gitarrenlehrer bieten neben der Möglichkeit eines Monatsbeitrages wie es auch die Musikschulen machen an, unter Umständen auch Unterrichtsstunden einzeln oder in Paketen zu erwerben.
Da bei der Bezahlung per Stunde für den Gitarrenlehrer eine finanzielle Kalkulation (er weiß schließlich nicht ob er mit den gleichen Einnahmen im nächsten Monat auch rechnen kann und die Werbung von neuen Schülern braucht immer Zeit) sehr viel schwieriger ist, kostet die Bezahlung pro Stunde wegen des höheren Geschäftsrisikos mehr.
Um den Monatsbeitrag mit der einzeln oder im Paket erworbenen Gitarrenstunde vergleichbar zu machen, sollte man wissen, dass bei den Monatsbeiträgen die Ferien und Feiertage durchbezahlt werden. Das heißt, die auf das Jahr hochgerechneten Stunden die theoretisch gegeben werden könnten, reduzieren sich durch die Anzahl der Ferien und Feiertage.
Je nach Jahr liegt die Menge der tatsächlich gegebenen Unterrichtsstunden dann zwischen 36 und 40 Stunden.
Gitarre lernen in Berlin kostet zwischen 80€ bis 115€ an Monatsbeiträgen. Das sind die Beträge der Musikschulen und freien Gitarrenlehrer die ich beim durchforsten ihrer Webseiten Ende 2015 recherchiert habe.
Für meine Beispielrechnung nehme ich 40 Unterrichtsstunden die tatsächlich gegeben werden und einen Monatsbeitrag von 90€.
Also: 90€ mal 12 (Monate) macht 1080€ Jahresbeitrag.
Diesen geteilt durch die 40 Unterrichtsstunden ergibt den Betrag von 27€ pro gegebener Stunde.
Wer Gitarrenunterricht mit unterschiedlicher Minutenzahl, also eine Unterrichtsstunde von 50 Minuten mit einer von 45 Minuten vergleichen möchte, muss etwas mehr rechnen.
Sagen wir, bei einem Gitarrenlehrer der 50-minütigen Gitarrenunterricht anbietet, kostet die Stunde 33€. Ein anderer Gitarrenlehrer nimmt für einen 45-minütige Gitarrenunterricht einen Monatsbeitrag von 90€.
Hier müssen zunächst die Minuten an Unterricht die gegeben werden ausgerechnet werden.
Also 45 Minuten mal 40 (gegebene Stunden) sind 1800 Minuten.
Der Jahresbeitrag muss jetzt durch die Minuten geteilt werden, also 1080€ durch 1800 (Minuten) ergibt einen Betrag von 0,6€ für die Minute.
Diesen Betrag, also 0,6€ müssen wir mal 50 (Minuten) nehmen, den so lang ist der Unterricht bei der einzeln bezahlten Stunde und kommen somit auf 30€.
Jetzt ist erkennbar, dass die Stunde bei der einzeln bezahlt wird, 3€ teurer ist als die Stunden mit Monatsbeitrag.
Allerdings ist der Schüler beim Monatsbeitrag vertraglich gebunden und kann keine extra Stunden nehmen oder mal eine Zeit aussetzen.
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