Gitarrenunterricht
Komposition
Musikproduktion


Werner Kuschmierz

Der Aufbau der Gitarre - Teil 5

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Der Halsspannstab (Trussrod)

Der Gitarrenhals wird durch die Saiten in Richtung Steg gezogen und krümmt sich in Folge dessen. Der Halsspannstab kompensiert die Zugkraft der Saiten, die auf den Hals wirkt und bietet die Möglichkeit die Krümmung des Halses einzustellen.

Der Halsspannstab (engl. Trussrod oder truss rod) kommt in der Regel bei Gitarren mit Stahlsaiten zum Einsatz. Also bei Westerngitarren, E-Gitarren und Archtopgitarren (Halbresonanzgitarren). Bei Flamenco- oder Konzertgitarren ist der Zug der Saiten nicht so groß, so dass die Masse des Halses bei diesem Gitarrentyp ausreicht um der Zugkraft entgegen zu wirken. Die optimale Krümmung wird hier bei der Fertigung des Halses schon berücksichtigt.

Da der Halsstab aber die Möglichkeit bietet die Krümmung des Halses zu justieren und somit Einfluss auf Intonation, Saitenlage und den Spielkomfort hat, kommt es bei Gitarren mit Nylonsaiten vor, wenn auch selten, dass Gitarrenbauer einen Trussrod einbauen. Diese Gitarren sind vor allem beliebt bei Gitarristen, die von der E-Gitarre oder Steelstring kommen und auch die Klangfarbe der Konzertgitarre nutzen möchten. Oft haben diese Gitarren noch andere Features, wie zum Beispiel ein gewölbtes Griffbrett, die eher bei Gitarren mit Stahlsaiten zu finden sind und dem Spielgefühl von einer Gitarre mit Stahlsaiten etwas näher kommen. So ist die spieltechnische Umstellung für den Gitarristen etwas einfacher.

Der Halsspannstab ist unterhalb des Griffbrettes in einen gefrästen Kanal im Gitarrenhals eingelassen. Das Einsetzten des Halsspannstabes wird entweder von der Griffbrettseite bevor das Griffbrett aufgeleimt wird oder von der Halsrückseite vorgenommen. Im letzteren Falle wird die nötige Ausfräsung für den Halsspannstab mit einem in der Regel andersfarbigen Holz ausgefüllt.

Dieser sichtbare streifen Holz ist nicht zu verwechseln mit dem Holzstreifen, der in vielen Gitarren mit Nylonsaiten eingeleimt wird. Bei der Konzertgitarre wird ein solcher Streifen, aus härterem Holz als das für den Hals hauptsächlich verwendete Holz, zur Stabilisierung eingearbeitet.



Die Funktionsweise des Halsspannstabes

Es gibt zwei Arten von Halsspannstäben. Den einfachen Halsspannstab oder den doppelten Halsspannstab (Dual - Action - Trussrod). Beide haben, wie schon erwähnt, die Aufgabe dem Saitenzug entgegen zu wirken und die Halskrümmung einstellbar zu machen.

Der einfache Halsspannstab bedarf einer speziellen Ausfräsung. Der Fräskanal muss in einem Bogen zum Griffbrett ausgearbeitet werden, so dass der darin eingebettete Halsspannstab konkav zum Griffbrett in Position kommt (siehe Grafik unten).

Ist der Halsspannstab entspannt befindet er sich im Hals in der Form eines Bogens und das Griffbrett ist (tendenziell) gerade bzw. wird durch den Saitenzug in Richtung Steg gezogen. Zieht man jetzt die Schraube am Halsspannstab an, richtet sich quasi der Hals auf und die Krümmung verringert sich.
Der Halsspannstab wird mehr und mehr gerade gezogen und somit ein erhöhter Druck auf die am weitesten vom Griffbrett entferntesten Stelle ausgeübt (also der Stelle wo der Bogen der Ausfräsung am weitesten vom Griffbrett entfernt ist) und der Hals in Richtung Saiten gedrückt.



Trussrod-Halsspannstab

Der Dual - Action - Trussrod besteht aus zwei Stäben, die so miteinander verbunden sind, dass bei der Betätigung der Schraube bzw. Mutter entweder der eine oder wenn man die Schraube in die andere Richtung dreht der andere Stab gebogen wird. So ist es möglich in beide Richtungen zu justieren.

Der besondere Vorteil des Dual - Action - Trussrods ist die Möglichkeit ihn in eine einfache und vor allem geraden Ausfräsung einzulassen. Dadurch kann der Gitarrenhals wesentlich dünner gestaltet werden.

Zugänglich sind die Einstellschrauben für den Halsspannstab entweder am Kopf, am korpusseitigen Griffbrettende oder bei machen akustischen Instrumenten unter dem Griffbrett im Korpus inneren.


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